Übersicht über die Albumrezensionen: Gustaph, Throwing Muses und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Gustaph – Look at us now

Das lang erwartete Debütalbum des belgischen Künstlers Gustaph ist eine frische Mischung aus Retro und Modern, wobei der Vergleich mit George Michael und Kylie Minogue tatsächlich treffend ist. “Look at us now” fühlt sich wie ein triumphierender Ruf nach zwei Jahrzehnten musikalischer Entwicklung an. Das Album beginnt stark mit seinem Eurovision-Hit aus dem Jahr 2023, “Because Of You”, und bleibt anschließend im gleichen Tempo. Die Produktion von Richard X (bekannt für seine Arbeit mit Róisín Murphy und Pet Shop Boys) verleiht dem Album einen polierten Glanz, der perfekt zu Gustaphs soulvoller Stimme passt. Das Album kombiniert mühelos Neunziger-House, Disco und modernen Pop und reicht von persönlichen Themen wie Selbstvertrauen und Liebe bis hin zu Inklusivität und Gemeinschaft – eine Widerspiegelung von Gustaphs Position als stolzer queerer Künstler. Höhepunkte sind die Scandi-Pop-Tracks “Like You” und der Justin Timberlake “Can’t stop the feeling” Ableger “The Feeling”. Vielleicht billig, aber stark billig. Die abschließende Ballade “Miss You The Most” bietet einen emotionalen Ruhepunkt nach den Tanzflächenkrachern. Ein farbenfrohes, energiegeladenes Album. (Norman van den Wildenberg) (7/10) (541/NEWS Records)

Trick or Treat – Ghosted

Die italienische Band Trick or Treat mischt fröhlichen Power Metal mit klassischer Musik und lustigen, “spukigen” Elementen. Die Band existiert seit über 20 Jahren, aber ich habe mich noch nie mit ihrer Musik befasst, bis ich neugierig auf “Ghosted” wurde (erscheint am 25. April). Der Eröffnungstrack hat gesampelte Klänge, klassische Musik und eine leicht unheimliche Atmosphäre. Das Ende ist abrupt. Der Metal kommt in “Craven Road” hinzu. In “Bloodmoon” spielt der mitreißende, zugängliche Metal die Hauptrolle. Teilweise durch den weiblichen Gesang und einige Grunts gibt es auch vokal genügend Variation. “Ghosted” handelt von der zerstörerischen Wirkung sozialer Medien, wieder fällt der (geschichtete) Gesang positiv auf. Das Thema Zirkus tritt im fröhlichen “Dance With The Dancing Clown” hervor. Durch den Aufbau Strophe-Refrain sind die Tracks manchmal etwas vorhersehbar. Dennoch gibt es Überraschungen, wie den Chorgesang in “Evil Dead Never Sleeps”. “Ghosted” enthält eine ausgezeichnete Mischung aus fröhlichem Metal und Klassik. Der Hintergrundgesang und die hinzugefügten Klänge passen gut ins Ganze. Das tolle Gitarrenspiel ist schön geschichtet, die Rhythmussektion ist gut. Stellenweise ist das Tempo hoch. Mit 46 Minuten ist die Spielzeit lang genug, doch war es eine angenehme Dreiviertelstunde. (Esther Kessel-Tamerus) (7/10) (Scarlet Records)

Throwing Muses – Moonlight Concessions

Nach fünf Jahren Stille kehren die Alternative-Rock-Pioniere Throwing Muses mit ihrem neuen Album “Moonlight Concessions” zurück. Diese Platte baut auf dem gefeierten “Sun Racket” von 2020 auf, greift aber gleichzeitig zurück auf das Wesentliche, was diese Band so besonders macht. Aufgenommen in Rhode Island unter der Leitung der emotional intensiven Frontfrau Kristin Hersh, präsentiert das Album eine Sammlung scharfer, kantiger Kompositionen, die von Hershs charakteristischer surrealistischer Bildsprache durchdrungen sind. Singles wie “Drugstore Drastic” und “Summer Of Love” zeigen die Band von ihrer besten Seite: roh, intim und doch zugänglich. Erstere bietet eine lebendige Straßenszene, unterstützt von straffen akustischen Gitarrenparts, während letztere mit ihren geisterhaften, barocken Tönen eine atmosphärische Eröffnung bildet. “Libretto” bildet das emotionale Herz des Albums, wo Streicher und akustische Elemente eine zarte Balance zwischen Wärme und Sehnsucht finden. Das Album, geschrieben zwischen New Orleans und Südkalifornien, spiegelt die Kontraste zwischen diesen beiden Orten in Thematik und Klang wider. Von fremdenfeindlichen Figuren bis hin zu Vagabunden mit Spiderman-Masken – Hershs Beobachtungen bleiben so idiosynkratisch wie unnachahmlich, genau wie Pitchfork das Debüt von 1986 beschrieb. “Moonlight Concessions” beweist, dass Throwing Muses trotz ihrer langen Geschichte ihrer DIY-Ethik und künstlerischen Vision treu bleiben. Eine willkommene Rückkehr einer der eigenwilligsten Stimmen im Alternative Rock. (Anton Dupont) (8/10) (Fire Records)

Horse Meat Disco Presents Disco & Boogie from Brazil Vol.1

Horse Meat Disco und Mr Bongo haben ihre Kräfte gebündelt, um eine köstliche Sammlung brasilianischer musikalischer Perlen zusammenzubringen. Diese Zusammenstellung, entstanden aus Luke Howards Liebe zur brasilianischen Musik, bringt eine Mischung aus Disco, Funk, Boogie und Samba für Kenner und Neulinge gleichermaßen. So hört man unter anderem die elektronischen Italo-Disco-Einflüsse auf Zé Carlos’ “Venha (Remix)”. Darüber hinaus ist Jorge Bens “Ela Tem Raça, Charme, Talento E Gostosura”, aufgeführt von Gretchen, eine perfekte Demonstration brasilianischer Sinnlichkeit, verpackt in unwiderstehlichen Disco-Grooves. Robson Jorge & Lincoln Olivettis “Suspira” zeigt die technische Virtuosität brasilianischer Studiomusiker, mit geschichteten Synthesizern und straffen Rhythmen, die an das Beste der internationalen Disco-Szene erinnern, aber mit einem unverwechselbar brasilianischen Flair. Diese Sammlung spiegelt die pulsierende musikalische Landschaft eines Landes wider, in dem Rhythmus und Melodie tief mit dem täglichen Leben verwoben sind. Horse Meat Discos erste brasilianische Sammlung lässt einen nach weiteren Bänden sehnen und ist eine wesentliche Ergänzung für Liebhaber von Disco, Boogie und brasilianischer Musik. Oh, und schön: Auch auf grünem Doppelvinyl erhältlich! (William Brown) (6/10) (Mr. Bongo)

Alabaster DePlume – A Blade Because A Blade Is Whole

Auf seinem neuesten Album “A Blade Because A Blade Is Whole” hebt der Londoner Saxophonist Alabaster DePlume seinen einzigartigen Sound auf neue Höhen. Das Album, das auf sein gepriesenes “GOLD” (2022) folgt, präsentiert elf Songs, die tief in Themen wie Heilung, Würde und Kampf eindringen. DePlumes charakteristisches Tenorsaxophon klingt wunderschön und balanciert zwischen Verletzlichkeit und Kraft. Das Album verwebt mit verblüffender Kohärenz verschiedene musikalische Stile: geisterhafte Folkmotive, avantgardistische Jazzstürme, elegante Streicherarrangements (von Macie Stewart) und noir-artige Atmosphären, die zusammen eine reichhaltige Klanglandschaft bilden. Was dieses Album auszeichnet, ist DePlumes philosophischer Ansatz zur Heilung. Anstatt zu warten, bis Heilung ‘passiert’, umarmt er sie als aktiven Prozess der Selbstbestimmung und Selbstwertschätzung. Diese Thematik ist sowohl im lyrischen Inhalt als auch in der Struktur der Musik selbst verwoben, in der Kontraste zwischen Chaos und Ordnung widerspiegeln, wie wir als Menschen sowohl gebrochen als auch ganz sein können. Songs wie “Oh My Actual Days” und “Prayer For My Sovereign Dignity” zeigen DePlumes Fähigkeit, emotionale Komplexität einzufangen, während “Salty Road Dogs Victory Anthem” einen triumphalen Moment bietet. Die poetische Tiefe, kombiniert mit der experimentellen, aber zugänglichen Komposition, macht dieses Album zu einer eindringlichen Hörerfahrung, die mehrere Durchgänge verdient, um vollständig erfasst zu werden. Für Liebhaber von innovativem Jazz und bedeutungsvollen Texten ist dieses Album eine essentielle Ergänzung ihrer Sammlung. (Elodie Renard) (7/10) (International Anthem)

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