Übersicht über die Albumrezensionen: Denny Zeitlin, WAR und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

WAR – Why Can’t We Be Friends 50th Anniversary Collector’s Edition – 3CD-Box

WAR veröffentlichte 1975 ein Album, das zu Recht eine Neudefinition des Jazz-Rock-Genres genannt werden darf: “Why Can’t We Be Friends”, obwohl viele die Platte wegen des Bildes auf dem Cover gekauft haben mögen. Verpackt in eine Mischung aus Funk, Soul und Latin überbrachte die Gruppe eine klare, unmissverständliche Botschaft, die die absurde Ungleichheit zwischen Menschen scharf verurteilte. Die Platte hat in 50 Jahren keinen Millimeter an Relevanz verloren, im Gegenteil. Fans werden von der speziellen Record Store Day-Ausgabe dieses Monuments angenehm überrascht gewesen sein: auf drei LPs bekam man nicht nur das ursprüngliche Album, sondern auch eine Wagenladung Bonusmaterial. Leider war dies mit einem Preisschild von mehr als hundert Euro hauptsächlich den wohlhabenderen Vinylsammlern vorbehalten. Sprach da jemand von Ungleichheit? Glücklicherweise hat Rhino all dieses Material nun auch auf 3 CDs gepresst. Dafür muss man vierzig Euro beim Plattenhändler lassen. Es ist es wert. Die Energie sprang bereits von der Platte, wie sie ’75 herauskam, aber die reinen, ersten Versionen von “Low Rider” und “So” plus die Jamsession, die zu “Heartbeat” führte, bilden in allem den Superlativ. So hätten diese Tracks sein sollen. (Jeroen Mulder) (8/10) (Rhino)

Chaka Chawasarira – Useza

In einer Zeit, in der traditionelle Musik in Simbabwe durch evangelische Verurteilungen zu verschwinden droht, beweist Sekuru Chaka Chawasarira mit “Useza”, dass authentische simbabwische Matepe-Musik noch immer direkt das Herz berühren kann. Der 82-jährige Meister des Daumenpianos ist einer der letzten verbliebenen Virtuosen dieses komplexen Instruments, das mit Daumen und Zeigefingern gespielt wird, um hypnotisierende Polyrhythmen zu schaffen. Das Album wurde in der Totenstille der Nacht in Chitungwiza aufgenommen, wobei Chawasarira allein arbeitet, um die bezaubernden Klänge eines Shona-Rituals nachzuahmen, indem er diskrete fraktale Sequenzen voller gespenstischer Obertöne und brummender Rhythmen übereinander legt. Das Ergebnis ist wunderbar kaleidoskopisch – Musik, die man aus verschiedenen Perspektiven hören kann und die jedes Mal neue Schichten preisgibt. Chawasarira, 1941 geboren und als Waise in einer katholischen Mission aufgewachsen, hat sein ganzes Leben der Bewahrung dieser fast ausgestorbenen Kunstform gewidmet. Wo noch vor fünfzig Jahren sechs oder mehr Musiker zusammen in Zeremonien der Sena Tonga und Kore-Kore Völker spielten, sind heute weniger als zehn Meister übrig. Seine Overdubs auf Tracks wie “Hurombo” und “Kuvachenjedza” zeigen, was eine Person mit purer Hingabe erreichen kann. Es ist wunderschön, dass Nyege Nyege Tapes, das in Kampala ansässige Label, das sich der Erkundung von Outsider-Musik aus der Region widmet, Platz für diese uralten Klänge neben ihren üblichen elektronischen Veröffentlichungen macht. Diese authentische Dokumentation von Simbabwes Erbe verdient allen Respekt und Aufmerksamkeit in einer Welt, die zu schnell vergisst, wo ihre Wurzeln liegen. (Jan Vranken) (7/10) (Nyege Nyege Tapes)

Jayer Slayer – Identity Crisis 2

Der schweizerische Ein-Mann-Musiker Jayer Slayer präsentiert mit “Identity Crisis 2” eine eklektische EP, die bewusst die Grenzen zwischen ernsthaftem musikalischen Anspruch und spielerischer Experimentierung sucht. Dies ist Jayens erster Ausflug in EP-Form, in dem er sich als Künstler zeigt, der sich in der Lo-Fi-Ästhetik von Heimaufnahmen zu Hause fühlt. Die drei Tracks bewegen sich zwischen Zappa-artigen progressiven Wendungen und der raueren Energie von Primus. “Rock ‘n Roll Insect” eröffnet mit charakteristischer Eigenwilligkeit, mit einer Basslinie, die sofort vertraut klingt. “Fucking Wired” erhöht hingegen die Intensität mit einem direkten und rohen Ansatz. Der Höhepunkt ist zweifellos “Feverdream”, ein kunstvoll komponiertes Stück, das mehrere subtile Tempowechsel enthält und eine reiche instrumentale Schicht offenbart, die den Lo-Fi-Charakter übersteigt. Jayer Slayers paradoxe Haltung, die ebenso ernst wie nicht ernst zu nehmen ist, funktioniert überraschend gut. Die EP fühlt sich gleichzeitig wie eine durchlebte musikalische Aussage und eine spielerische Fingerübung an. Für Liebhaber experimenteller Rock-Musik mit einem Hauch von Absurdismus ist dies eine vielversprechende Entdeckung. (7/10) (Eigenproduktion)

Denny Zeitlin – With a Song in My Heart

Richard Charles Rodgers: ein Name, der untrennbar mit dem Broadway verbunden ist, mit einer unglaublichen Produktion: der Mann schrieb in 37 Musicals rund fünfzehnhundert Lieder. Jazzpianist Denny Zeitlin muss Auswahlstress erlebt haben bei der Auswahl der Songs, die er auf diesem “With a Song in My Heart” zu Gehör bringt. Die nächste Wahl, die man als ausführender Musiker treffen muss, ist: halte ich mich an das Original oder mache ich etwas Besonderes damit? Zeitlin ist erfahren und gereift genug, um den elf Klassikern seine eigene Wendung zu geben. Das hört man direkt in der Eröffnung, “Falling In Love With Love”. Die ursprüngliche Melodie ist sicher erkennbar, aber Zeitlin fügt neuen Rhythmus hinzu und ein paar überraschende Tonmodulationen. Dieses Spielen mit Rhythmen ist etwas, das Zeitlin öfter wiederholt: so bekommt “I Didn’t Know What Time It Was” tatsächlich eine andere Zeit, indem er es in 7/4 spielt. Der Pianist selbst hat inzwischen das mehr als respektable Alter von 87 Jahren erreicht, aber davon ist auf diesem Album überhaupt nichts zu merken. Zeitlin spielt mit einer Begeisterung, an der sich mancher jüngere Kollege ein Beispiel nehmen könnte. Eine würdige Hommage an eine Broadway-Legende. (Jeroen Mulder) (8/10) (Sunnyside Communications)

Various Artists – Music for Jazz Dancers

Diese Compilation von DJ Adrian Gibson ist ein perfekter Schnappschuss der britischen Jazz-Dance-Szene, die Schockwellen über die ganze Welt verursacht hat. Gibson, bekannt aus seinem legendären “Messin’ Around” Club im Jazz Café, hat hier eine Sammlung zusammengestellt, die direkt aus seinen Sets kommt – und das hört man. Das Album eröffnet knallend mit Peter Herbolzheimers stürmischer Wiedergabe des Ray Noble Jazz-Standards “Cherokee” mit Dianne Reeves, die mit ihren seidigen Vocals sofort den Ton setzt. Das ist kein fauler Lounge-Jazz, sondern Dancefloor-Treibstoff höchster Qualität. Mario Canonges “Kon Djab Djigidi” zeigt, worum es bei Fusion wirklich geht – mit Latino-Einflüssen und einem Basssolo zum Dahinschmelzen. Marcos Ariels “Samba Torto” ist brasilianischer Samba-Fusion der höchsten Ordnung – acht Minuten pure Ekstase für die Beine. Das Hi-Fly Orchestra sorgt für einen Adrenalinstoß mit ihrem uptempo “Hi-Fly Stomp”, während The Brian Lynch & Eddie Palmieri Project beweist, dass Latin-Jazz und moderne Tanzgrooves Hand in Hand gehen. Die Compilation ist so stark durch den roten Faden in der Geschichte: alles ist aus der Perspektive ausgewählt, was wirklich auf der Tanzfläche funktioniert. Gibson hatte absolute Freude beim Zusammenstellen dieses Dancefloor-Juwels, und diese Leidenschaft strahlt von jedem Track ab. Von Bebop bis Nu-Jazz, von Big Band bis Samba-Fusion, das ist Jazz, wie er klingen sollte: lebendig, schweißtreibend und unwiderstehlich swingend. Ein Minuspunkt: manchmal fühlt sich die Auswahl etwas willkürlich an, als hätte mehr Fokus auf einem kohärenteren Sound liegen können. Aber für Liebhaber tanzbaren Jazz ist dies ein Must-have, das zeigt, warum die UK Jazz-Dance-Szene so einflussreich geworden ist. (Jan Vranken) (7/10) (Freestyle)

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