Übersicht über die Albumrezensionen: Swans, Azymuth und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Swans – Birthing
Nach 43 Jahren weltweiter Gehörschädigung liefert Michael Gira mit “Birthing” sein letztes ‘Big Sound’-Album ab. Leider fühlt sich dieses siebzehnte Studioalbum eher wie ein konzeptionelles Statement als wie musikalischer Fortschritt an. Während der Vorgänger “The Beggar” (2023) noch überraschende Wendungen und emotionale musikalische Tiefe bot, bleibt “Birthing” in vorhersagbaren Swans-Formeln stecken. Das Album erstreckt sich über fast zwei Stunden, aufgeteilt auf sieben ausgedehnte Stücke, die hauptsächlich beweisen, dass Länge nicht automatisch Bedeutung garantiert. Giras Obsession mit ‘alles verschlingenden Klangwelten’ resultiert hier eher in einem Ausdauertest als in einer künstlerischen Musikerfahrung. Tracks wie “The Healers” und “Guardian Spirit” treiben hauptsächlich auf ritueller Wiederholung, ohne die Durchbrüche, die frühere Swans-Epen so denkwürdig machten. Natürlich bleibt die Band technisch kompetent und atmosphärisch imposant, aber “Birthing” fehlt die Innovation, die Swans groß gemacht hat. Es fühlt sich wie ein ausgedehnter Epilog zu einer Karriere an, die bereits ihren Höhepunkt erreicht hatte. Für Anhänger ein nostalgischer Abschluss, für andere ein Zeugnis künstlerischer Erschöpfung. (Jan Vranken) (6/10) (Young God Records)
Slick Rick – Victory
Nach 26 Jahren Stille kehrt der legendäre Rapper Slick Rick endlich mit “Victory” zurück, seinem ersten Album seit 1999. Der 60-jährige Brite zeigt auf diesem 27-minütigen Comeback, dass sein Erzähltalent noch immer intakt ist. Das Album kombiniert sein klassisches Storytelling mit modernen Einflüssen aus Reggae und House, was manchmal überraschend gut funktioniert. Zweifellose Höhepunkte sind “Documents” mit Nas und Stücke wie “Stress” und “Angelic.” Idris Elba fungiert als Executive Producer und das Ganze wird von einem visuellen Album begleitet. Leider wirkt “Victory” mit seinen fünfzehn kurzen Tracks oft gehetzt. Einige Songs scheinen halbgar und vermissen die Kohärenz seiner klassischen Werke. Die House-Einflüsse auf Tracks wie “Come On, Let’s Go” funktionieren nicht immer überzeugend. Dennoch ist dies eine respektable Rückkehr eines Hip-Hop-Pioniers. Rick beweist, dass er mit sechzig noch immer relevante Musik machen kann, auch wenn er nicht die Größe seiner goldenen Jahre erreicht. Für alte Fans eine nostalgische Reise, für neue Hörer eine interessante Bekanntschaft. (Elodie Renard) (7/10) (Mass Appeal)
Azymuth – Marca Passo
Nach fünfzig Jahren musikalischer Innovation präsentiert Azymuth mit “Marca Passo” ihr Jubiläumsalbum – gleichzeitig eine Hommage an die verstorbenen Gründer José Roberto Bertrami und Ivan ‘Mamão’ Conti. Alex Malheiros, das letzte verbliebene Originalmitglied, trägt ihr Erbe mit Hilfe von Produzent Daniel Maunick und dem neuen Schlagzeuger Renato ‘Massa’ Calmon fort. Das Album eröffnet stark mit den energetischen “Andaraí” und “Belenzinho,” wo jene klassische Azymuth-Magie noch voll präsent ist, dieser nervöse, jazzige Vibe, der sie so einzigartig machte. Produzent Maunick gelingt es, moderne Elemente zu verweben, ohne den Groove zu verlieren, besonders hörbar auf dem Höhepunkt “Last Summer in Rio” mit Jean Paul ‘Bluey’ Maunick (Incognito) an der Gitarre. Leider sinkt das Album allmählich in einen allzu komfortablen Easy-Listening-Modus ab. Wo Azymuth einst die Grenzen des ‘Samba Doido’ auslotete, fühlt sich vieles von “Marca Passo” sicher und vorhersagbar an. Von den Pionieren, die elektronische Instrumente in die klassische brasilianische Musik einführten und Hip-Hop-Produzenten inspirierten, hätte man mehr erwarten können. Eine respektable Hommage, die etwas zu zahm ausfällt, eine leichte Enttäuschung für eine Band mit dieser reichen Geschichte. (Jan Vranken) (6/10) (Far Out Recordings)
Murder by Death – Egg & Dart
Nach 25 Jahren nimmt Murder by Death elegant Abschied mit “Egg & Dart,” einem Album, das als wunderschöner Schwanengesang funktioniert. Der Titel bezieht sich auf ein klassisches architektonisches Motiv, das Leben und Tod symbolisiert, eine passende Metapher für dieses Abschiedsalbum voller ‘Goodbye Songs.’ Adam Turlas charakteristische Baritonstimme und Sarah Balliets ausdrucksvoller Cello bilden erneut das Herz ihres gotischen Americana-Sounds. Die 11 Tracks balancieren meisterhaft zwischen Melancholie und Triumph, wobei Songs wie “Lose You” und “Wandering” sowohl tanzbar als auch herzzerreißend sind. Kevin Rattermans Produktion ist poliert, behält aber die rohe Energie bei, die die Band so besonders macht. “Egg & Dart” wird zu Recht als ihr “traurigstes und schönstes Album” beschrieben, aber das hindert es nicht daran, auch Momente der Freude und Hoffnung zu enthalten. Es ist kein bombastischer Abschied, sondern eine erzählerische Reise durch die schattenreiche Welt, wo Murder by Death immer zu Hause war. Ein würdiges und unvergessliches Finale einer einzigartigen Band. (Jan Vranken) (7/10) (Murder By Death)
Joe Armon-Jones – All the Quiet (Part II)
Nach sechs Jahren kehrt Joe Armon-Jones mit dem zweiten Teil seines ehrgeizigsten Soloprojekts zurück. “All the Quiet (Part II)” beweist, dass der Ezra Collective-Pianist auch aus eigener Kraft beeindruckende Musik machen kann. Das Album vermischt Jazz-Virtuosität mit Dub-Produktionstechniken, wobei Armon-Jones zum ersten Mal das gesamte Mixing selbst übernahm. Dieser King Tubby-inspirierte Ansatz verleiht den zehn Tracks einen reichen, vielschichtigen Sound, der perfekt zu dem futuristischen Konzept passt, einer Geschichte über eine Welt, in der Musik fast ausgestorben ist. Gastauftritte von Greentea Peng, Wu-Lu und Bandkollegen Nubya Garcia heben das Album auf ein höheres Niveau. “War Transmission” schwingt mit einprägsamen Klaviertönen, während der Eröffnungstrack “Acknowledgement Is Key” mit Hak Baker sofort den Ton angibt. Das Herbie Hancock-ähnliche “Paladin of Sound & Circumstance” zeigt Armon-Jones’ Vielseitigkeit. Obwohl einige Tracks etwas vorhersagbar bleiben, gelingt es ihm, zugängliche Musik zu machen, ohne seine künstlerische Integrität zu opfern. Ein überzeugender Beweis, dass er mehr ist als nur der Pianist von Ezra Collective. (Jan Vranken) (8/10) (Aquarii Records)