Übersicht über die Albumrezensionen: Timber, Björk und mehr
Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Yakir Arbib & Conti Bilong – Afro Baroque
“Afro Baroque”: Der Titel der Platte deckt den Inhalt vollständig ab. Pianist Yakir Arbib bündelt auf diesem Album die Kräfte mit dem Schlagzeuger und Sänger Conti Bilong aus Kamerun, wobei sie barocke Melodien mit afrikanischen Rhythmen kombinieren. Zwei scheinbar unvereinbare Extreme, aber es funktioniert. Die Eleganz des Barock lässt sich hervorragend mit der Kraft afrikanischer Perkussion mischen. Wir hören Arbib am Klavier, aber in “Wana So” auch am Cembalo. Bilong sorgt dabei nicht nur für die pointierten, ansteckenden Rhythmen, sondern übernimmt auch den Gesang in der Basa-Sprache. Klingt alles ziemlich experimentell und das ist es auch. Aber nirgendwo wird es gezwungen oder verkrampft. Im Gegenteil: “Afro Baroque” strahlt eine gewaltige Energie aus, besonders im Titelstück. Mut kann dem Duo nicht abgesprochen werden: Arbib und Bilong wagen es sogar, einen Jazzklassiker in dieses neue Gewand zu stecken: “All Blues” von Miles Davis. Gelungen, was uns betrifft. (Jeroen Mulder) (8/10) (Elsden Music)
Timber – Boy To A Man
In seiner Biografie beschreibt Timber sich als Veteran, als Spätentwickler. Nach vielen Jahren des Musizierens erschien von diesem Rotterdamer 2010 das erste Album “Book Of Life”, 2017 gefolgt von “Clouds” und 2021 von “It Could Have Been Me”. Die Alben wurden sehr gut aufgenommen. Live tritt er fast immer allein auf, und gelegentlich mit einer kleinen Band. Kürzlich ist von Timber eine neue EP mit dem Titel “Boy To A Man” erschienen. Es ist eine EP mit fünf selbstgeschriebenen Songs. Es sind fünf akustische Songs, die größtenteils live im Sound Vision Studio in Arnhem aufgenommen wurden. Timber erhält Unterstützung von Martijn Willemsen (Kontrabass), Jochen Hachgenei (Cajon), Jeroen Schmohl (Dobro), George Konings (Akustikgitarre), Johannes Dopmeijer und Johan Kruizinga (beide Hintergrundgesang). Wie der Titel der EP bereits andeutet, beschreibt Timber in diesen fünf Songs eine Lebensperiode, in der ein Junge zum Mann heranwächst. Seine Musik nennt er selbst Americana-Pop. Ich selbst habe ein wenig Schwierigkeiten mit dem Begriff Americana, denn er gehört nicht zum Blues, er gehört nicht zum Country, nicht zum Rock oder Pop. Es ist ein bisschen von allem. Aber denken wir nicht in Schubladen und Fächern. Was ich jedenfalls höre, sind Einflüsse von James Taylor, Buffalo Springfield, CSN&Y usw. Was ich selbst wichtiger finde, ist, dass Timber ein Musiker ist, der seine eigenen Songs schreibt, und sehr schöne Songs zudem, sowohl textlich als auch musikalisch. Auch dies beweist er wieder auf dieser Platte. Es sind fünf Juwelen. Musikalisch sitzt es hervorragend zusammen und die Texte sind mitreißend und aussagekräftig. Songs, die meiner Meinung nach eine besondere Erwähnung verdienen, sind die 2025er-Ausführung von “Don’t Lose Touch”, die vor zwei Jahren in einer etwas anderen Version bereits als Single erschienen ist, und das beeindruckend traurige “I’m Not Drinking Alone”. Eine prima Platte von einem Künstler, der ein größeres Publikum verdient. (Eric Campfens) (8/10) (Eigenproduktion)
Leprous – An Evening Of Atonement
Die norwegische Progressive-Metal-Band Leprous präsentiert mit “An Evening Of Atonement” eine beeindruckende Liveaufnahme, aufgenommen während ihrer ausverkauften Show am 7. Februar 2025 im Poppodium 013 in Tilburg. Über zwei ausgedehnte Sets hinweg präsentieren sie Material aus ihrer gesamten Karriere, vom Debüt “Tall Poppy Syndrome” bis zum aktuellen “Melodies Of Atonement”. Technisch gesehen ist die Band ein Uhrwerk an Präzision, wobei Schlagzeuger Baard Kolstad und Sänger Einar Solberg sich durch ihre nahezu natürliche Klasse auszeichnen. Der Schlüssel zu einem guten Livealbum ist es, die Kraft eines Bandauftritts einzufangen, und dieses Album tut das perfekt mit fantastischem Mix und Mastering, die dafür sorgen, dass die Band und diese Songs absolut gigantisch klingen. Vom atmosphärischen “Castaway Angels” über das energiegeladene “Like A Sunken Ship” und vom emotionalen “Passing” bis zum feurigen “From the Flame” zeigt das Album die Diversität und Vielseitigkeit ihrer Musik. Das Album beweist, dass Leprous in ihrer aktuellen Besetzung Technik mit emotionaler Tiefe kombinieren kann, ohne in technische Selbstbefriedigung zu verfallen. (Tobias Braun) (9/10) (InsideOut)
Psychonaut – World Maker
Das belgische Post-Metal-Trio Psychonaut kehrt mit ihrem dritten Album “World Maker” zurück, einem Werk, das sowohl vollständige Aufmerksamkeit als auch wiederholtes Hören verlangt. Was “World Maker” von seinen Vorgängern unterscheidet, ist die Verfeinerung im Songwriting, wobei die Basismethode intakt bleibt, aber die Art und Weise, wie Psychonaut komponiert und diese letzten Arrangements ausführt, trieft vor Verfeinerung und Finesse. Das Album wurde von persönlichen Ereignissen beeinflusst, bei denen Gitarrist Stefan de Graef Vater wurde, während sowohl sein Vater als auch der von Bassist Thomas Michiels mit Krebs diagnostiziert wurde. Das Ergebnis ist ein subtileres Werk, das reif und nuanciert über Themen sowohl von Trauer als auch von Hoffnung reflektiert, aber die erkennbaren Elemente wie singende cleane Vocals, aggressive harshe Vocals und explosive Riffs beibehält. Instrumentale Höhepunkte wie “Origins” verwenden indische Tabla, um sowohl den Puls als auch die Melodie anzutreiben und sagen so viel selbst ohne Texte. Epische Tracks wie “And You Came with Searing Light” und “Stargazer” zeigen einige von Psychonauts stärksten und befriedigendsten Kompositionen bis heute. Dies ist ein Album, das sich langsam entfaltet und bei jedem Hören neue Schichten freilegt. (Anton Dupont) (8/10) (Pelagic)
Björk – Cornucopia Live
Die isländische Sängerin Björk bringt mit “Cornucopia Live” eine spektakuläre dreifache Liveaufnahme ihrer vielgepriesenen Multimediashow heraus, aufgenommen am 1. September 2023 in der Altice Arena in Lissabon. Das Livealbum integriert ihr neuntes Album “Utopia” von 2017 in eine Setlist von sympathischen Höhepunkten früherer und späterer Alben, wodurch ein magisches und harmonisches Ganzes entsteht. Die Eröffnung mit ursprünglichen Naturgeräuschen und einer verkürzten Version von “Family” von “Vulnicura” wird mit der Art von befehlender Schönheit aufgeführt, die Björk einzigartig unter Sängern macht. Sie klingt selten besser als auf Cornucopia, wo ihre Stimme, oft an den Extremen arbeitend, schön kontrolliert und autoritär ist. Die großangelegten Chöre und Flöten und Streicher und Texturen, mit denen sie umgeben ist, übertönen niemals die sehr menschliche Stimme im Zentrum der Musik. Obwohl Cornucopia regelmäßig droht, den Hörer mit ausgedehnten himmlischen und jenseitigen Klanglandschaften zu überwältigen, ist dies eine bewusste Strategie. Das Album zeigt, dass Björk nicht nur eine visuelle Künstlerin ist, sondern vor allem eine Sängerin und Musikerin mit einer unübertroffenen Fähigkeit, Emotion und Atmosphäre einzufangen. (William Brown) (8/10) (One Little Independent)






