Übersicht über die Albumrezensionen: Jimmy Cliff, Andre Rieu und mehr

Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.

Foto (c) Jorge Fakhouri

Horace Andy – Respiration

Mit seiner markanten, geisterhaften Tenorstimme bleibt Horace Andy auf “Respiration” seinen Roots-Reggae-Wurzeln treu. Diese Sammlung von zwölf Tracks atmet den authentischen Geist klassischer jamaikanischer Musik, bereichert durch seine langjährige Erfahrung in verschiedenen Genres, unter anderem mit Massive Attack. Eine besondere Überraschung ist die seltene Live-Aufnahme von “Stir It Up”, aufgeführt von Bob Marley & The Wailers – ein wertvolles Sammlerstück für Reggae-Enthusiasten. Andys Interpretation von “Wherever I Lay My Hat” verwandelt Paul Youngs bekannte Version in einen leichteren, reggae-inspirierten Ansatz, der perfekt zu seinem charakteristischen Gesangsstil passt. Die Produktion ist warm und organisch, und Andys Stimme bleibt ebenso fesselnd wie in seinen “Skylarking”-Tagen, wobei er mühelos zwischen sanften Melodien und kraftvollen Ausbrüchen schwebt. Ein würdiges Kapitel in der langen Karriere einer der markantesten Stimmen Jamaikas. (Jan Vranken) (6/10) (Codex)

Jimmy Cliff – Africa

Codex bringt gleichzeitig eine weitere Compilation heraus :). Unter der dünnen Schicht kommerzieller Opportunität verbirgt sich in Jimmy Cliffs “Africa” ein faszinierendes Mosaik der Entwicklung des Reggae. Diese Sammlung von zwölf Tracks führt durch verschiedene Phasen von Cliffs Karriere, wobei jeder Song eine eigene Geschichte über die Transformation der jamaikanischen Musik erzählt. Die Aufnahme von Bob Marleys “Mr. Chatterbox” wirkt hier mehr wie ein Marketingtrick als eine musikalische Notwendigkeit – ein wiederholtes Echo aus “The Essential Bob Marley” (2005). Den interessantesten Moment des Albums bietet “Over The Border”, bei dem Dave Stewarts Produktion und Joe Strummers Punk-Einflüsse den Reggae mit moderner Dringlichkeit verbinden. Obwohl dies eindeutig eine strategische Veröffentlichung für die Geschenkesaison ist, spiegelt die eklektische Zusammenstellung auch die Vielseitigkeit von Cliffs künstlerischer Reise wider. Dennoch fehlt der Sammlung die Kohärenz, die eine wirklich essenzielle Compilation ausmachen würde. Für treue Fans bietet sie einige interessante Fragmente, aber insgesamt fühlt es sich wie eine verpasste Gelegenheit an, Cliffs Erbe wirklich gerecht zu werden. Und warum das Ganze “Africa” heißen muss? (Jan Vranken) (5/10) (Codex)

Dhafer Youssef – Izmir Concert (Live 2013)

Im mystischen Raum zwischen östlicher Spiritualität und westlicher Improvisation manifestiert sich endlich “Izmir Concert” von Dhafer Youssef – eine lang erwartete Live-Aufnahme aus dem Jahr 2013, die jahrelang als Flüstern im Internet kursierte. Von der bezaubernden Eröffnung “Blending Souls And Shades” entfaltet sich eine alchemistische Transformation, in der Youssefs Erbe als Muezzin mit seiner späteren musikalischen Odyssee verschmilzt. Sein charakteristischer Falsett schwebt wie ein spiritueller Führer über architektonischen Kompositionen, während seine Oud melodische Brücken zwischen traditionellen Maqams und zeitgenössischen Jazz-Texturen baut. Dieses Konzert, aufgenommen in dem Moment, als Youssefs internationale Karriere begann, zeigt die Essenz seiner Kunst in ihrer reinsten Form. Jeder Track ist eine Reise, bei der der tunesische Meister Klang in reine Magie verwandelt und das Sakrale und Profane zu einer neuen musikalischen Sprache verschmelzen lässt. Ein wahres Geschenk für alle, die an die transformative Kraft der Musik glauben. (Jan Vranken) (8/10) (Back Beat Edition)

DMX – Let Us Pray: Chapter X

In einer Zeit, in der der Hip-Hop mit seiner Identität ringt, erscheint diese posthume Veröffentlichung von DMX als eine rohe Erinnerung an die Seele des Genres. “Let Us Pray: Chapter X”, zusammengestellt aus bisher unveröffentlichtem Material, schlägt eine Brücke zwischen den Generationen, während Earl Simmons’ unverkennbarer bellender Flow erneut durch die Straßen des kollektiven Hip-Hop-Bewusstseins hallt. Das Album wirkt wie ein spirituelles Testament, in dem zuvor aufgenommene Vocals von zeitgenössischen Produktionen eingerahmt werden, die die Zeitlosigkeit von DMX’ Botschaft unterstreichen. “Until I’m Gone” ragt als prophetische Meditation über Sterblichkeit hervor, wobei seine charakteristische Stimme – die immer zwischen Aggression und Verletzlichkeit balancierte – in Anbetracht seines frühen Todes im Jahr 2021 eine neue Dimension erhält. Die evangelikalen Untertöne, die stets ein Markenzeichen von DMX’ Werk waren, gewinnen in diesem posthumen Kontext eine zusätzliche Dringlichkeit. Für eine neue Generation von Zuhörern bietet dieses Album einen perfekten Einstieg in das komplexe Universum eines Künstlers, der niemals Angst hatte, sich seinen inneren Dämonen öffentlich zu stellen. Eine würdige Hommage an eine Stimme, die wir viel zu früh verloren haben. (Elodie Renard) (8/10) (UMG Records)

André Rieu – The Sound Of Heaven

Auf seinem neuesten Album “The Sound Of Heaven” beweist der Maastricht’er Geigenvirtuose André Rieu erneut, warum er zu einem weltweiten Phänomen geworden ist. Mit seiner wertvollen Stradivari von 1667 in der Hand leitet er sein Johann Strauss Orchester durch eine Sammlung sorgfältig ausgewählter Stücke, die die Kluft zwischen Klassik und Popmusik mit seiner charakteristischen Süße überbrücken. Die Arrangements glänzen mit Rieus unverkennbarem Stil, von der zuckrigen Interpretation von Bernsteins “One Hand, One Heart” bis hin zu einer überraschend fesselnden Version von Mecanos “Hijo De La Luna”. Jedes Stück trägt die unverkennbare Rieu-Signatur – eine Formel, die das Vrijthof in Maastricht konsequent mit treuen Fans aus aller Welt füllt. Strategisch zur Geschenkesaison veröffentlicht, dient dieses Album sowohl als Souvenir für diejenigen, die seine legendären Live-Konzerte besucht haben, als auch als Einstieg für Neulinge in Rieus Welt der zugänglichen klassischen Musik. Kritiker mögen seinen zuckersüßen Ansatz bemängeln, doch Rieus unerschütterliche Hingabe an seine künstlerische Vision bleibt beeindruckend und zweifellos effektiv. Hut ab und ein tiefer Knicks für André Rieu. (Jan Vranken) (6/10) (André Rieu Productions)

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