Fun Lovin’ Criminals – A Matter of Time
|Nach fünfzehn Jahren Stille kehrt eine der eigensinnigsten Bands der Neunziger diese Woche mit “A Matter of Time” zurück, und es fühlt sich an, als hätten wir die schmutzigen Clubs von New York, wo alles begann, nie verlassen. Aber das sind nicht länger Huey Morgans Fun Lovin’ Criminals – das ist Brian ‘Fast’ Leisers Show, und er zeigt, dass er bereit für das Rampenlicht ist.
Huey Morgans Weggang 2021 hätte das Ende für die Band bedeuten können, die uns “Scooby Snacks” gab, aber Leiser und Schlagzeuger Frank Benbini ergriffen damals den Handschuh mit einer Entschlossenheit, die durch jeden Groove sickert. Mit dem neuen Gitarristen Naim Cortazzi an Bord, der nicht nur das Hunk-Niveau der Band immens anhebt, sondern auch ein Gitarrist von Weltklasse ist, liefert das Trio ein Album ab, das sowohl nostalgisch als auch überraschend frisch klingt.
“A Matter of Time” fühlt sich an wie eine Reise durch die Hinterstraßen Manhattans, wo Genres aufeinanderprallen und verschmelzen, wie nur FLC es kann, aber mit mehr Gitarre als je zuvor. Der Opener “The Face of the Giants” beginnt sofort mit diesem unverkennbaren Leiser-Shuffle, diesem dreckigen Groove, für den die Band so geliebt wird. Herrlich auch diese kleine Orgellinie, die darunter durchjagt, und dann, ja, da ist Cortazzis erstes Wah-Wah-Solo. Ein vielversprechender Start. “What It Is” öffnet wieder mit Gitarren, Spur auf Spur gestapelt, als stünde Brian May hinter Cortazzi, aber mit einem unwiderstehlichen Groove. Bemerkenswert ist Benbinis typischer UK-Akzent, den man hier hört – es ist nicht mehr nur NYC, was wir hören; die Band ist zu einem Weltbürger geworden, ohne die Eigenart zu verlieren. “Full Stop”, mit seinem unwiderstehlichen Riff und hämmernden Drums, wurde nicht umsonst bereits früher als Single veröffentlicht. Das wird live ein Kracher, daran besteht kein Zweifel. “Little Bit Further” bringt uns wie in einer Zeitmaschine zurück zu einer Disco oder einer Rollschuh-Disco der späten Siebziger. Glitzer und eine Gurke im Lurex-Anzug – das Leben war ein Fest.
Produktionstechnisch klingt das Album großartig dank Grammy-Gewinner Tim Latham, der die rohe Energie der Band mit moderner Klarheit zu balancieren weiß. Die Klanglandschaften sind reicher geworden, die Arrangements komplexer, aber ohne die Spontaneität zu verlieren, die FLC immer ausgezeichnet hat. Cortazzis Gitarrenarbeit färbt alles wunderschön ein, Schicht auf Schicht, Solo auf Solo. Leisers Stimme mag vielleicht Morgans charakteristische Bravour vermissen lassen, aber sie bringt eine Intimität mit, die den Songs eine neue Dimension verleiht. Lyrisch ringt das Album mit Themen von Veränderung und Zeit, passend für eine Band, die sich selbst neu erfunden hat. Da ist Melancholie, aber auch Hoffnung. Verbitterung, aber auch Befreiung. Klar ist, dass Leiser und Benbini niemals ein Lennon und McCartney werden, aber im Bereich dieser herrlichen Musik, die für Partys und Festivals geeignet ist, haben sie zusammen ihre Form gefunden. Mit Cortazzi als demjenigen, der alles großartig mit Gitarre, Gitarre und noch mehr Gitarre einfärbt, ist dies eines der besten, wenn nicht das beste Fun Lovin’ Criminals-Album. “A Matter of Time” beweist, dass diese Band mehr war als nur die Summe ihrer Teile, und dass manchmal eine Krise genau das ist, was nötig ist, um wieder relevant zu werden. Die Kriminellen sind zurück, ihr bester Raubzug seit Jahren steht kurz vor dem Beginn, und wir sind die glücklichen Opfer. (8/10) (Kilohertz Records)