Grace Victoria – Love & Justice

Die unbekannte Sängerin Grace Victoria kam in der ersten Woche des neuen Jahres mit einem neuen Album. Unter dem Titel „Love & Justice” präsentiert der mysteriöse Singer-Songwriter ein Album, das zum mehrfachen Hören einlädt. Eine erste Überraschung im Jahr 2022.

Eine Recherche im Internet verrät nicht viel über die Sängerin, außer dass sie aus Virginia stammt und aufgrund ihrer musikalischen Ambitionen nach New York gezogen ist. Bisher hat sie fünf digitale Singles veröffentlicht, die nicht viel Kontroversen ausgelöst haben, aber durchaus hörenswert sind. Sie hat keine Website, keine Bandcamp-Seite, kein Facebook, nichts. Es gibt nur einen Insta-Account unter dem Namen Gracevic.tor.ia, der nicht viele Informationen enthält.

Schön eigentlich, denn dann kann man sich nicht auf mehr verlassen als auf die Musik. Das Album hat 12 Songs und klingt sehr offen und gut abgemischt, Grace Victoria lässt sich nicht in die Ecke drängen, aber die Musik kann man allgemein als Singer/Songwriter bezeichnen. Nüchtern von Gitarre und/oder Piano begleitet, sind einige Tracks umfangreich arrangiert und klingen R&B mit einer guten Portion Blues und Soul.

Grace hat eine sehr feine Stimme. Eine schöne heisere Kante, bluesig und gefühlvoll. Von Zeit zu Zeit weckt ihre bluesige Stimme Erinnerungen an Tanita Tikaram, aber auch an Alicia Keys, wenn sie mehr in die Seelensprache versunken ist.

Der Album-Opener „Down in Virginia” ist ein wunderbar bluesiger Bossa Nova, schön mit doppeltem Gesang und einer schönen Hammond-Orgel unter der Akustikgitarre. Hier kann gleich der Link zu Tanita Tikaram hergestellt werden, und es ist ein Track, der definitiv neugierig auf den Rest des Albums macht.

„Black looks better on me” ist ein wunderbar zeitgenössischer Track mit einem groovigen Beat. Wieder diese frischen, schönen Vocals, die sehr glatt sind. Grace hat eine große Auswahl, die sie mühelos nutzt. Dieses Lied bringt die erste Assoziation hervor, in der Grace wie eine weibliche Version von Shawn Mendes klingt.

„Guilty” ist meiner Meinung nach das Highlight dieses Albums. Wunderschön gesungen, mit sehr schönem Arrangement, beginnend mit der Gitarre, dann aber in eine Alicia Keys-artige Klavierbegleitung mit Kontrabass übergehend. Das Timbre ihrer schönen bluesigen Stimme färbt sich prächtig mit der nüchternen Begleitung. Gänsehaut.

Dann serviert Grace mit „Let me tell you“ eine pure Shawn Mendes Pastiche, die mehr als einmal an seinen Hit „Señorita“ erinnert. Dieses Lied macht jedoch mehr Spaß und ist besser.

„Love & Justice” ist ein sehr gutes Album geworden. Ein Debüt einer unbekannten Independent-Künstlerin, die mit ihrem Marketing und ihrer Promotion offensichtlich nicht viel Glück hatte. Es gibt kein einziges langweiliges oder schlechtes Lied darauf. Dieses Album wird in der Flut von 2022 Veröffentlichungen untergehen, aber das Album verdient es, gehört zu werden. Grace Victoria verdient es, einem breiten Publikum bekannt zu werden. Große Plattenfirmen, die mitlesen, aufpassen und etwas unternehmen! (8/10) (Skyline Rekords)

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