Übersicht über die Albumrezensionen: Brian Eaton, Raze und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Raze – Pyrography Reignited: Live At Sanctuary Studios
Die englische Alternative-Metal-Band Raze kombiniert moderne Metal-Grooves mit Elementen wie dem rohen Grunge der 1990er Jahre. Ihr Debütalbum “Pyrography” (2023) wurde sowohl von Fans als auch von Kritikern gelobt. Nach ihrer Tournee gab die Band ein einmaliges Akustikkonzert, bei dem neu interpretierte Versionen von “Pyrography” aufgeführt wurden. Sie teilten die Bühne mit einem Streichensemble und einem orchestralen Perkussionisten. Kurz vor Weihnachten wurde das Live-Album “Pyrography: Reignited” veröffentlicht. Die ersten Sekunden von “Maple” sind nicht sehr unterschiedlich, aber das ändert sich schnell. Bald war ich so in die Gesangsparts und die Musik vertieft, dass ich aufhörte zu vergleichen, da diese Transformation ganz natürlich wirkt. Einige Elemente kehren in leicht veränderter Form zurück, sodass es nicht immer überraschend ist. Doch jeder Track bietet wunderschöne Passagen, sowohl gesanglich als auch instrumental. Die Balance und das Zusammenspiel zwischen den Instrumenten und den (geschichteten) Vocals sind ausgezeichnet. Manchmal gibt es viele Schichten, die gut über die Kopfhörer verteilt sind. Dank der hohen Klangqualität kommen die Kontraste und die Mischung von hohen und tiefen Tönen gut zur Geltung. Das macht mich neugierig auf die Zukunft von Raze. (Esther Kessel-Tamerus) (8/10) (One Eyed Toad Records)
AWKWARD i – Unalaska
Mit “Unalaska” nimmt Djurre de Haan, auch bekannt als AWKWARD i, die Zuhörer mit auf eine introspektive Reise. Das Album, sein viertes unter diesem Alias, ist ein musikalisches Abenteuer, das von Melancholie, Selbstironie und einer Sehnsucht nach Erneuerung geprägt ist. Der Titel, inspiriert von einer vergessenen Koordinate auf einer verwitterten Seite, setzt den Ton für ein Werk, das Verletzlichkeit und Stärke ausbalanciert. Vom minimalistischen Eröffnungstrack “Omaha” bis zum reich orchestrierten “Coming Up Shorts” und dem psychedelischen “Apocalypse” zeigt de Haan ein breites Spektrum an musikalischen Stilen. Jeder Song fühlt sich wie eine sorgfältig gestaltete Landschaft an, in der die Texte ebenso rätselhaft wie nachvollziehbar sind. Das melancholische “Apocalypse” reflektiert über die vergängliche Natur der Jugend und der Chancen: “Last chance to be a boy / Last chance to explore.” Was “Unalaska” bemerkenswert macht, ist seine natürliche Kohärenz. Die Musik strahlt eine Ruhe aus, als hätte de Haan sie organisch entwickeln lassen. Seine Texte, wie die in “Body as a Meadow”, schwanken zwischen poetisch und bodenständig, manchmal humorvoll von seiner Tochter gesungen, während sie auf dem Rücksitz seines Fahrrads sitzt. Mit diesem Album beansprucht AWKWARD i erneut seinen Platz im Reich des Absurden und der Trost. “Unalaska” fühlt sich wie eine logische Fortsetzung seiner früheren Arbeiten an und lässt die Zuhörer nach mehr verlangen. Eine wunderbare Ergänzung zu seinem Werk. (Norman van den Wildenberg) (7/10) (Excelsior)
Brian Eaton – Trails of Contrition
Die Musik des amerikanischen Multiinstrumentalisten Brian Eaton lässt sich schwer einordnen. “Trails of Contrition” bewegt sich zwischen zugänglichem Jazz und Americana, gespielt auf verschiedenen Gitarren, Keyboards und Percussion. Zwei herausragende Tracks auf dem Album sind neue Versionen zuvor veröffentlichter Stücke: “Travels”, ursprünglich von Pat Metheny, und der Standard “Detour Ahead”, bekannt aus Interpretationen von Ikonen wie Billie Holiday oder Sarah Vaughan. In Eatons “Trail Mix”-Version wird der Gesangspart durch eine Akustikgitarre ersetzt, die vor einem üppigen Keyboard-Hintergrund spielt. Diese Zutaten sind typische Merkmale von Eatons Stil, die er auf jedes Stück anwendet. Eaton greift auf eine Vielzahl von Einflüssen zurück. Der Eröffnungstrack “Where Rivers Meet the Plains” beginnt mit einem Intro, das auf einem Pink Floyd-Album Platz finden könnte (mit fließendem Wasser), gefolgt von einem wiederholenden Klaviermotiv, das an Oldfield erinnert, und entfaltet sich dann mit einer prominenten Rolle für Percussion. Dieser Fokus ist nicht überraschend, da Eatons Hintergrund im Schlagzeugspiel liegt. Sein charakteristischer Stil sorgt dafür, dass die Musik leicht zugänglich ist, nie herausfordernd und geschmeidig präsentiert wird, was auch der polierten Produktion zu verdanken ist. Angenehm zu hören, besonders gleich nach Weihnachten. (Jeroen Mulder) (6/10) (Eatin’ Records/BSE Music)
A Shoreline Dream – Whitelined
Aufgepasst, Shoegaze-Fans. Das amerikanische Duo A Shoreline Dream, bestehend aus dem Sänger/Multiinstrumentalisten Ryan Policky und dem Gitarristen Erik Jeffries, arbeitet auf ihrem achten Album mit Mark Gardener, dem Sänger/Gitarristen von Ride, zusammen. Gardener ist auf drei Tracks zu hören: “Everything Turn”, “Written In Dust” und “Hollow Crown”. Das Album enthält auch zwei instrumentale Stücke: das kurze “A Spark”, das weniger als eine Minute dauert, und “Lost Of The Words”, das ich persönlich als eines der Highlights des Albums empfinde. Es verbindet Shoegaze-Elemente mit einer dunklen Gothic-Stimmung im Stil von Bauhaus. Wenn du ein abwechslungsreiches Shoegaze-Album magst, wird dich “Whitelined” nicht enttäuschen. (Ad Keepers) (8/10) (Latenight Weeknight Records)
Ice Spice – Y2K!: I’m Just a Girl
Ice Spices Debütalbum “Y2K!” ist ein enttäuschendes Beispiel dafür, wie kommerzielle Ambitionen zu künstlerischer Stagnation führen können. Die aus der Bronx stammende Rapperin, die anfangs mit ihrem authentischen Sound beeindruckte, liefert nun eine Sammlung von Tracks, die durch einen Mangel an Originalität auffallen. Die Produktion ist mittelmäßig und bietet generische Drill-Beats, die weder überraschen noch fesseln. Wo Ice Spice die Gelegenheit hatte, ihre Stimme zur Innovation innerhalb des Genres zu nutzen, reproduziert sie unkritisch misogynistische Texte, die von männlichen Produzenten und Textern geliefert werden. Das Album fehlt es an Authentizität, Energie und der Kreativität, die ihre frühere Arbeit auszeichnete. Ob diese künstlerischen Kompromisse den gewünschten kommerziellen Erfolg bringen, bleibt ungewiss. In einer Musiklandschaft, die zunehmend Authentizität schätzt, könnte dieser generische Ansatz nach hinten losgehen. “Y2K!” ist letztlich eine vorhersehbare Sammlung von Tracks, die als warnendes Beispiel dienen, wie kommerzielle Bestrebungen zu künstlerischer Selbstaufgabe führen können. Eine verpasste Gelegenheit für eine Künstlerin, die einst das Potenzial hatte, die Stimme einer Generation zu sein. (Elodie Renard) (4/10) (UMG)