Übersicht über die Albumrezensionen: Raven, The Night Flight Orchestra und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Aakash Sridhar – Revived Emotions
Wenn man einen Kritikpunkt an diesem Album nennen muss, dann wäre es die Dauer dieses Debüts. In etwas mehr als einer halben Stunde und in sechs Kompositionen, die er in den letzten zwei Jahren geschrieben hat, zeigt der ursprünglich aus Indien stammende Pianist Aakash Sridhar, dass er ein brillanter Musiker und eine Bereicherung für den Jazz ist. Brillant in der Einfachheit, in der er Emotionen fehlerfrei einfängt. Das Melancholische zum Beispiel in “Sunsets”: Es ist die Schönheit des Sonnenuntergangs, im Wissen, dass sie am nächsten Morgen wieder aufgeht und neue Chancen, neues Leben und vor allem neue Freundschaften bringt. Freunde, die die Musik mitbringen, wie Andrew Getman an der Gitarre in “Reflections of Yesterday” oder das abschließende Zusammenspiel der Rhythmussektion in “Stop Chasing”, mit Hauptrollen für Bassist Andrew Adams und Joshua Ferrel am Schlagzeug. Eines der Highlights ist “My Home”, das er nahtlos mit der traditionellen pentatonischen Stimmung des Hamsadhvani-Raag vermischt. Sridhar bringt Welten buchstäblich im Jazz zusammen: Von Bangalore zog der Pianist in die USA, wo er heute in Fort Worth bei Dallas lebt. Der Ruf des Schwans erklingt nun also auch in Texas und hoffentlich weit darüber hinaus. Hören Sie sich “A Spark” an, wo alles zusammenkommt: der unbezwingbare Swing und die meisterhaften Improvisationen von sowohl Getman als auch Sridhar, von denen wir einfach nicht genug bekommen können. Möge dieses Album ein Funke sein. (Jeroen Mulder) (9/10)(Eigenproduktion)
Billy Nomates – Mary & the Hyenas (OST)
Eine überraschende Wendung in der Geschichte von Billy Nomates: Nach drei Alben voller rohem Post-Punk und persönlichen Beobachtungen taucht Tor Maries nun in die Welt der Filmmusik ein. “Mary & the Hyenas”, der Soundtrack für ein Biopic über die feministische Pionierin Mary Wollstonecraft, erweist sich als Offenbarung – ein Album, bei dem scharfer Gitarrenrock nahtlos in mitreißende Popmelodien übergeht. Maries’ Talent, komplexe Emotionen in direkten, punktgenauen Songs einzufangen, kommt in Stücken wie “Utopian Dreams” perfekt zur Geltung, wo Wollstonecrafts Kampfgeist in mitreißenden Refrains und meisterhaft aufgebauter Produktion widerhallt. Das kompakt geschriebene “We are the Men” schneidet mit chirurgischer Präzision durch die Schichten historischen Patriarchats, während “Fuckboy” – vielleicht der Höhepunkt des Albums – Geschlechterpolitik des 18. Jahrhunderts in ein eiskaltes modernes Idiom übersetzt. Es ist faszinierend, wie sich Maries, selbst kein Fremdling im gesellschaftlichen Kampf, mit Wollstonecrafts Geschichte verbindet. Sie verwandelt historische Fakten und philosophische Ideale in eingängige Popsongs, die sowohl im Kopf als auch in den Hüften hängen bleiben. Dieses Album ist nicht nur ein ausgezeichneter Soundtrack, sondern auch eine intelligente Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, verpackt in zugängliche, aber nie oberflächliche Popmusik. (Jan Vranken) (8/10) (Invada Records UK)
Raven – Can’t Take Away The Fire
Um ihr 50(!)-jähriges Jubiläum zu feiern, veröffentlichen die Gallagher-Brüder und Schlagzeuger Mike Heller diese limitierte EP. Bestimmt nur für echte Fans. Es werden nur 1000 Exemplare gepresst. Jedes Exemplar ist nummeriert und mit den Unterschriften der Bandmitglieder versehen. Außerdem erhält man einen 50th Anniversary Patch, den man auf seine Battle Jacket nähen kann. Dieses Sammlerstück ist nur im offiziellen Raven Store erhältlich und kann jetzt vorbestellt werden. Was ist auf dieser EP? Fünf neue Songs, von denen vier im vertrauten Stil des dicke-Bretter-Bohrens sind, den wir seit fünfzig Jahren von Raven kennen. “The Wreckage” ist auch ein neuer Song und hat einen beachtlichen Black Sabbath-Vibe, was ihn für mich persönlich zum besten Song dieser EP macht. Zusätzlich gibt es drei Live-Bonus-Tracks, von denen “Don’t Need Your Money”, aufgenommen 1984 in Amsterdam, der interessanteste ist. Für den wahren Fan ist diese EP ein Muss. Wer nicht zu den 1000 Glücklichen gehört, kann “Can’t Take Away The Fire” wahrscheinlich ab dem 14. Februar über Spotify streamen. (Ad Keepers) (7/10) (Silver Lining Music)
Voyou – Henri Salvador est un Voyou
Wie eine verlorene Straßenkarte durch die französische Musikgeschichte weht nun das Album “Henri Salvador est un Voyou” von Thibaud Vanhooland wie eine erfrischende Brise heran. Es ist, als führe man mit einem alten Citroën DS durch die verschlungenen Wege der französischen Musiktradition, mit Voyou als zeitgenössischem Führer, der Salvadors Geist auf ganz eigene Weise neues Leben einhaucht. Vanhooland, der Bläser, der sich hinter seinem Künstlernamen Voyou (passend für ‘Gauner’) versteckt, nimmt uns mit auf eine musikalische Reise, die an Django Reinhardts einstige Inspiration für Salvador erinnert – ein Kreis, der sich nun auf wunderbare Weise schließt. Wo viele Tribute-Alben in nostalgischen Klischees versinken, gelingt es Voyou, die Essenz von Salvadors Werk einzufangen und gleichzeitig seinen eigenen musikalischen Fingerabdruck zu hinterlassen. Vom wehmütigen “Syracuse” bis zu den anderen Perlen aus Salvadors Repertoire: Jedes Stück erhält ein Arrangement, das zwischen großen orchestralen Momenten und intimen Passagen wechselt. Es ist, als blättere man durch ein altes Fotoalbum, das plötzlich in Farbe zum Leben erwacht. Dies ist keine verstaubte Hommage, sondern eine lebendige Neuinterpretation, die die Zeitlosigkeit von Salvadors Werk unterstreicht. Für diejenigen, die Salvador noch von “Jardin d’hiver” oder anderen Klassikern kennen: Diese Platte ist wie ein warmes Wiedersehen mit einem alten Freund in neuem Gewand. Für neue Hörer ist es eine perfekte Einführung in das reiche Œuvre eines der vielseitigsten Künstler Frankreichs. Ein Album, das respektvoll in die Vergangenheit blickt, aber entschlossen nach vorne geht. (Jan Vranken) (7/10) (Enterprise)
The Night Flight Orchestra – Give us the Moon
Auf der siebten Platte von The Night Flight Orchestra klingt das Echo einer Ära, die mittlerweile fast ein halbes Jahrhundert hinter uns liegt. “Give Us The Moon” ist eine liebevolle Hommage an den AOR-Sound von damals, aber die Frage drängt sich auf, ob diese musikalische Zeitreise anno 2025 noch mehr ist als eine geschickt ausgeführte Pastiche. Der plötzliche Verlust von Gitarrist David Andersson im Jahr 2022 wirft einen melancholischen Schatten über die Platte, besonders spürbar im emotional geladenen “A Paris Point of View”. Dennoch bleibt die Band ihrer bewährten Formel treu: John Lönnmyrs treibende Keyboards, die direkt aus einer Foreigner-Session hätten stammen können, und Björn Strids Stimme, die mühelos zwischen Power und Pathos wechselt, wie ein nordischer Lou Gramm. Von dem Disco-getönten “Like The Beating Of A Heart” bis zu den räumlichen Klängen des Titeltracks – alles hier ist mit chirurgischer Präzision aus dem großen AOR-Handbuch nachgebildet. Es ist Handwerkskunst, gewiss, aber manchmal so perfekt ausgeführt, dass es fast zu einer Themenpark-Erfahrung wird. Für Fünfzigjährige, die ihre Jugend mit REO Speedwagon und Styx im Kassettenrekorder verbrachten, ist dies zweifellos ein Fest der Wiedererkennung. Ob diese Zeitkapsel auch eine neue Generation erreicht, scheint weniger relevant als die pure Freude, mit der die Band ihr geliebtes Genre in Ehren hält. (Anton Dupont) (7/10) (Napalm records)