Übersicht über die Albumrezensionen: Kerberos, Sylvie Courvoisier und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Sylvie Courvoisier – Bone Bells
“Bone Bells” ist das dritte Album, das aus der Zusammenarbeit zwischen der Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier und der amerikanischen Gitarristin Mary Halvorson hervorgeht. Für diejenigen, die “Crop Circles” aus dem Jahr 2017 und “Searching For The Disappeared Hour” kennen, wird dieses neue Album keine Überraschungen bieten: Kompositionen und Stil sind für dieses Duo unverkennbar. Courvoisier und Halvorson zeichnen sich in Improvisationen aus, aber die Stücke auf “Bone Bells” sind dennoch vollständige, klar umrahmte Kompositionen. Dank des dunklen “Bone Bells”, mit dem das Album eröffnet wird, entsteht der Verdacht, dass dies eine düstere Platte wird, aber nach der Eröffnung wird alles etwas leichter. In “Esmeralda”, für das Courvoisier sich von einer Skulptur des niederländischen Künstlers Cornelis Zitman inspirieren ließ, hören wir Halvorsons Improvisationstalent, die mit einem unkonventionellen Spielstil die wundersamsten Klänge aus ihrer Gitarre holt, unter anderem indem sie nach dem Anschlag an den Stimmwirbeln dreht und dadurch die Tonhöhe der Saiten beeinflusst. Tracks wie “Beclouded” und der Abschluss “Cristellina E Lontano” – mit verschiedenen Taktarten für Klavier und Gitarre, die ineinander fließen – sind keine einfachen Stücke. “Beclouded” beginnt mit einem klassischen, fast Bop-ähnlichen Jazzmuster, entwickelt sich aber im Laufe des Stücks zu einem komplexen Duell zwischen Klavier und Gitarre. Courvoisier und Halvorson gehen in dieser Hinsicht bis an den Rand, an dem Jazz noch als komponiert strukturiert klingt und wo er in eklektische Improvisation übergeht, wobei jedes Instrument die ausgetretenen Pfade verlassen darf. Es führt zu gewagten Experimenten, die nicht alle gleich gut gelingen. (Jeroen Mulder) (7/10) (Pyroclastic Records)
Kerberos – Apostle To The Malevolent
Die Schweizer Band Kerberos mischt komplexe orchestrale Arrangements mit Death und Prog Metal. Darüber hinaus sind auch die Gesangsparts sehr vielfältig: Klassischer (Chor-)Gesang und Grunts werden abgewechselt/gemischt. Die Lieder der EP “Apostle To The Malevolent” sind vom Barock inspiriert. Die Texte behandeln beispielsweise psychische Gesundheit und Traumata. Außerdem wird der Kapitalismus kritisiert. Das instrumentale “Praeludium In H Moll” ist klassisch. Der Metal kommt bei “Near-Violence Experience” hinzu. Die Kombination/Abwechslung von tiefen, niedrigen Grunts mit klassisch geschulten Stimmen ist bemerkenswert. Vokale Teile werden mit instrumentalen Teilen abgewechselt. Immer wieder gibt es diese Mischung aus Metal und Klassik sowohl im Gesang als auch in der Musik; das Gitarrensolo ist großartig. Auch in den folgenden Stücken kommt viel auf einen zu. Der abwechslungsreiche Gesang arbeitet manchmal gegeneinander, was die Verständlichkeit etwas herausfordernder macht. Es gibt verschiedene Variationen in Gesang und Musik. Nicht nur im Tempo, sondern auch in den Stilen: Metal, Klassik und manchmal ein Hauch von “Pop”. Der ruhige Teil des Titeltracks ist unerwartet. “Apostle To The Malevolent” ist ein komplexes und manchmal “hektisches” Album mit einem schön vollen Klang. (Esther Kessel-Tamerus) (8/10) (Eigenveröffentlichung)
Sachal Vasandani – Best Life Now
“Best Life Now” enthüllt den renommierten amerikanischen Jazz-Sänger Sachal Vasandani als einen Musiker, der uns die vielfältigen Landschaften der Liebe durch ein Prisma aus Jazz, Soul und R&B zeigt. Mit Schlagzeug-Virtuose Nate Smith nicht nur hinter dem Schlagzeug, sondern zum ersten Mal als Produzent, entsteht eine Klangpalette, die schön authentisch klingt und überzeugt. Die Zusammenarbeit zwischen Vasandani und Smith schafft eine Alchemie, in der Verletzlichkeit in schwüle Grooves getränkt wird. Vasandanis Stimme, mit einer deutlichen Fähigkeit zur Improvisation, navigiert durch leicht klischeehafte Geschichten von Leidenschaft und Herzschmerz, nächtlichen Umarmungen und unerwideter Liebe. Gastbeiträge von Gretchen Parlato und Shayna Steele, neben Dayna Stephens’ Saxophon, bereichern die musikalische Textur. Lieder wie “Tyrannosaur” und “Right On Time” haben eine Zugänglichkeit, die die Grenze zwischen Jazz und Pop verwischt, ohne künstlerische Integrität zu verlieren. Das Album manifestiert Vasandanis Fähigkeit, persönliche Erfahrungen universell zu machen – seine Liebesqualen werden zu einem Soundtrack für unsere eigenen romantischen Abenteuer. Eine fesselnde 8/10 für dieses musikalische Liebesritual. Eine Platte für Menschen, denen die Liebe manchmal wehtut. (Jan Vranken) (8/10) (Patron Saint International)
Stéphane Belmondo & Thierry Maillard – QR Code 2
Im Spannungsfeld zwischen Elektronik und akustischer Wärme entfaltet sich “QR Code 2”, ein Werk, in dem Trompeter/DJ Stéphane Belmondo und Keyboarder Thierry Maillard eine Klangpalette schaffen, die sich konventioneller Kategorisierung entzieht. Das grässlich hässliche Cover – eine grafische Dissonanz – bildet ironischerweise das Tor zu einer Welt musikalischer Wärme. Das Album beginnt mit “Hegaldia”, einer Hommage an den kürzlich verstorbenen Gitarristen Sylvain Luc, in der Melancholie und Kontemplation in einen zarten musikalischen Dialog verwoben werden. Was folgt, ist eine Odyssee, in der vierzehn Keyboards und Effektpedale die Trompete, das Flügelhorn und sogar Muscheln in einen filmischen Soundtrack verwandeln. Besonders bemerkenswert ist, wie das Duo mühelos zwischen stillen Momenten (“The Sound Of The Forest”) und energetischen Erkundungen wechselt, die auf ihre Rock-Einflüsse anspielen, mit Anklängen an ihre frühere Arbeit rund um Supertramp und Grateful Dead. Dies ist keine Musik, die um öffentliche Zustimmung bittet, sondern eher ein intimes Gespräch zwischen zwei Musikern, die in völliger Freiheit kreieren. Die Pastiche aus Synthesizern und Blechbläsern resultiert in einer charmanten, manchmal etwas selbstbezogenen Reise, die vielleicht nicht für jeden zugänglich ist, aber diejenigen umso mehr belohnt, die bereit sind, sich dieser einzigartigen Klangwelt hinzugeben. Ein warmes, eigenwilliges Album, das besser klingt, als es aussieht. (Anton Dupont) (7/10) (Ilona Records)
Steve Postell – Walking Through These Blues
Steve Postells neues Album “Walking Through These Blues” ist eine beeindruckende Sammlung von Songs, die seine vielseitige musikalische Reise widerspiegelt. Von Konservatorium bis Broadway und Filmmusik hat Postell einen einzigartigen Weg beschritten. Seine warme Stimme, die manchmal an Tom Petty erinnert, trägt Texte voller Weisheit und Verletzlichkeit. Sein Gitarrenspiel ist sowohl subtil als auch kraftvoll und schafft eine emotionale Tiefe, die mit jedem Hören reicher wird. Als Mitglied von The Immediate Family, der Supergroup berühmter Sessionmusiker, hat Postell Zugang zu außergewöhnlichem Talent. Bandkollegen Lee Sklar (Bass) und Danny Kortchmar (Gitarre) sorgen für ein solides Fundament, während die Lennon-Brüder (von Venice) wunderschöne Hintergrundgesänge beisteuern. Auch Legenden wie Steve Ferrone und Iain Matthews’ ätherische Harmonien bereichern mehrere Titel. Obwohl David Crosby nicht in den Credits steht, ist sein Einfluss spürbar — Postell probte mit ihm für eine Tour kurz vor Crosbys Tod. “Walking Through These Blues” beweist, dass Blues in Postells Händen kein Relikt aus der Vergangenheit ist, sondern eine lebendige Tradition. Er spielt nicht Blues, er IST der Blues. Ein sehr schönes Album. (Jan Vranken) (8/10) (Quarto Valley Records)