Übersicht über die Albumrezensionen: Dressed Like Boys, Saint Etienne und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Dressed Like Boys – Dressed Like Boys
Nach Jahren des Lärmens mit DIRK. wählt Jelle Denturck den intimen Weg. Auf seinem titellosen Solodebüt singt er sich durch elf klaviergetriebene Balladen, die klingen, als hätte Sufjan Stevens einen schlechten Tag. Produzent Tobie Speleman hält die Produktion bewusst minimal, manchmal zu minimal, als wäre das Budget auf halbem Weg ausgegangen. Denturck gibt sein Bestes, um verletzlich und klein zu klingen, aber diese Masche wird nach vier Liedern vorhersagbar. Der Opener “Nando” verspricht mehr, als das Album einlösen kann, während “Healing”, der mit Abstand stärkste Track, beweist, dass er Melodien schreiben kann, wenn er sich nicht hinter erzwungener Zerbrechlichkeit versteckt. Das Problem: Wir haben das alles schon mal gehört. Johan hat Siebziger-Nostalgie kürzlich viel überzeugender und aktueller gemacht, und in diesem überfüllten Retro-Genre fehlt es Denturck an Eigenständigkeit. Seine queere Thematik verdient bessere Lieder als diese braven, vorhersagbaren Klavier-Übungen. Ein ehrlicher Versuch, aber wenig denkwürdig. (Jan Vranken) (5/10) (MayWay Records)
Hammer King – Make Metal Royal Again
Mittlerweile ist die deutsche Band Hammer King bereits mehr als zehn Jahre dabei, sich durchzusetzen. Das gelingt vor allem im Heimatland, wo die letzten beiden Alben die deutschen Charts erreichen konnten. Auch dieses Album hat dies bereits geschafft und erreichte Platz 11 der Rock/Metal-Charts. Der Power Metal der Band ist hörbar von einigen grösseren Namen des Genres inspiriert. So hört man bei den ersten paar Liedern die lateinischen Texte in einer operettenhaften Stimme. Auch die fast gleichnamigen Hammerfall waren eine deutliche Inspiration. Erkennbar für viele, die Liebhaber dieser Art von Musik sind. Zudem stimmt die Produktion rundum. Leider muss auch gesagt werden, dass die Songs selbst nach ein paar Hörgängen nur schwer im Gedächtnis haften bleiben. Eine ordentliche Platte zum gelegentlichen Auflegen, aber wirklich bleibend ist sie leider nicht. (Rik Moors) (6/10) (Reaper Entertainment)
Collin Sherman – Life Eats Life
Saxophon, Klarinette, Streicher, elektrische Gitarren, Synthesizer und Drumcomputer: Collin Sherman ist Multiinstrumentalist und hat auf “Life Eats Life” alles selbst gespielt – ein Album, das sich schwer einordnen lässt, aber am besten als etwas zwischen Fusion und Ambient beschrieben werden kann. Charakteristisch sind die relativ einfachen Melodien. Nehmen Sie den Opener “Kepler-10b Prehistory” (Kepler 10b ist ein von der NASA-Mission Kepler entdeckter Exoplanet): Das Herzstück ist ein einfaches Thema, das nacheinander mit Bläsern, tiefen Synthparts und Streichern ausgebaut wird, um nach dem Höhepunkt zum Thema zurückzukehren. Das ist auch das Rezept für die übrigen fünf Stücke. Als Hörer muss man schon einiges an Durchhaltevermögen mitbringen, denn die Tracks kommen nur schwer in Gang. Das Titelstück ist beispielsweise auf einem einzigen Grundton aufgebaut, über den verschiedene Instrumente dann solieren, ohne dass direkt ein erkennbares Thema eingesetzt wird. Bei Shermans Musik geht es vor allem darum, eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen, und die ist nicht selten etwas düster, sogar gelegentlich unheilverkündend, besonders wenn eine Art militärischer Trommelwirbel zur Komposition hinzugefügt wird. Ironischerweise ist “Requiem” noch das aufmunterndste Stück. Den Abschluss bildet das fast elf Minuten dauernde “Action, Unrest”, ein minimalistisches Stück, das mit einem Bass-Sample und einem ziemlich störenden “Knacken” im Sound beginnt, bei dem wir uns fragen, ob dies beabsichtigt war. Es lenkt jedenfalls ungeheuer von der Saxophon-Improvisation ab. Wir steigen aus. (Jeroen Mulder) (5/10) (Collin Sherman)
Bony Macaroni – Death Drive
Nach ihrem Debüt “The Big Bucks” kehrt die Arnheimer Emo-Pop-Band Bony Macaroni mit “Death Drive” zurück, einem Album, das bewusst Abstand von hoffnungsvollen Erzählsträngen nimmt. Sänger Stefan beschreibt es als eine Momentaufnahme des Zwanzigerseins in den neuen Zwanzigern, in denen der Todestrieb auszusickern scheint. Das Album öffnet mit “Katapult” und enthält elf Tracks, die die Spannung zwischen Melancholie und Energie gut einfangen. Im Titeltrack singt Stefan “I live and think in absolutes. The vibes are bad, the drugs are good”, was die existenzielle Thematik des Albums zusammenfasst. Produzent Billy Mannino, bekannt für seine Arbeit mit Oso Oso, behält die rauen Ränder bei, während er den Songs ausreichend Punch verleiht. Höhepunkte sind “The Rotting 20s” und “Death Drive”, in denen die Band ihre Generationsfrustrierung in eingängige Refrains umsetzt. Bony Macaroni gelingt es, dunkle Themen durch ihr charakteristisches Augenzwinkern gegenüber dem Hörer zugänglich zu machen. Nur fehlt dem Album manchmal Variation im Mittelteil. “Death Drive” bestätigt, dass die Band ihren Platz in der niederländischen Emo-Pop-Szene gefunden hat. Es ist ein solider Nachfolger, der zeigt, dass Bony Macaroni seit ihrem Debüt gewachsen ist. (Norman van den Wildenberg) (7/10) (Redfield Records)
Saint Etienne – International
Das Londoner Elektronik-Trio kehrt nach vier Jahren mit einem Album zurück, das ihre Fähigkeit beweist, relevant zu bleiben, ohne ihren charakteristischen Sound zu verraten. “International” fühlt sich an wie der Soundtrack zu einem Film, den man noch nie gesehen hat, in dem man sich aber sofort verlieren möchte. Sarah Cracknells Stimme bleibt das perfekte Instrument für Saint Etiennes verträumten Elektro-Pop. Auf “Continental” schwebt sie mühelos zwischen verschiedenen melodischen Linien, unterstützt von Bob Stanley und Pete Wiggs’ subtilen aber komplexen Arrangements. Das Lied fängt perfekt diese melancholische Fröhlichkeit ein, die die Marke Saint Etienne definiert. Die Produktion zeigt eine Band, die die digitalen Möglichkeiten von 2025 umarmt, ohne ihr analoges Herz zu vergessen. “Embassy” kombiniert Vintage-Synthesizer mit modernen Verarbeitungstechniken auf eine Weise, die sowohl nostalgisch als auch futuristisch klingt. Das internationale Thema gibt ihnen Ausreden, mit verschiedenen Musikstilen zu experimentieren. “Bossa Nova 3000” fügt brasilianische Einflüsse zu ihrer britischen Elektronik-Vorlage hinzu, während “French Exit” eine fast cinematische Grandeur hat, die an ihre beste Soundtrack-Arbeit erinnert. Textlich bleiben sie ihrem beobachtenden Stil treu, wobei gewöhnliche Momente in etwas Magisches verwandelt werden. Cracknells Darbietung ist immer genau zwischen engagiert und distanziert, was perfekt zur Atmosphäre moderner Entfremdung passt, die sich durch das Album zieht. Obwohl kein einzelnes Lied den Instant-Classic-Status ihrer grössten Hits hat, funktioniert “International” perfekt als kohärentes Ganzes. (Jan Vranken) (8/10) (Heavenly Recordings)