John Mellencamp – Stictly a One-Eyed Jack

Mit „Strictly a One-Eyed Jack“ veröffentlicht John Mellencamp sein 25. Album. Das Album hat 12 neue Titel und kommt auf etwas mehr als 45 Minuten Spielzeit. Das Besondere ist, dass es drei Tracks enthält, die Mellencamp mit keinem geringeren als Bruce Springsteen aufgenommen hat.

Es ist nicht zu erwarten, dass Mellencamp nach siebzig Jahren immer noch so den Heartlands Rock repräsentiert wie in den Achtzigern mit großartigen Alben wie „John Mellencamp“, „The Lonesome Jubilee“ und „The Scarecrow“. Mit dem Hit „Jack & Diane“ hat Mellencamp einen echten Klassiker im Programm, aber auch Hits wie „R.O.C.K. in the USA“ und „Paper in Fire“ sind immer noch sehr schön anzuhören.

Das Album klingt für den Anfang großartig. David Leonard, der bereits bei „Human Wheels“ mit John Mellencamp zusammengearbeitet hat und eine äußerst erfolgreiche Karriere als Mixer und Produzent vorweisen kann, hat sein Möglichstes getan, um dem Album einen wunderschönen „sepia“-braunen Sound zu verleihen, der ungemein gut zu dem beeindruckenden passt Stimme von Mellencamp. Von der Produktion her erinnert mich das Album an “Grave Dancer’s Union” von Soul Asylum. die zwar breiter angelegt ist, aber die gleiche Direktheit im Klang hat, machte schon damals einen solchen Eindruck.

Mellencamp rockt auf diesem Album nicht so wie vor vierzig Jahren, aber es ist ein sehr schönes Album herausgekommen. Wunderschön gesungene Americana mit Country-Einflüssen und sehr schönen Texten. Ein echtes Late Night Listening Album, auch für unterwegs sehr zu empfehlen.

Der Opener „I always lie to strangers“ erregt sofort Ihre Aufmerksamkeit. Gesanglich merkt man sofort, dass Mellencamps Stimme weiter gereift ist und von Leonard unglaublich gut aufgenommen wurde. Hier und da bekam ich Deja-vus von Willy Devilles späteren Werken, als er auf einem Album wie „Pistola“ sang. Wunderbar offen arrangiert mit einem Violinsolo darin. Genau so, wie es sein sollte.

Einer der Höhepunkte des Albums ist das Duett mit Bruce Springsteen „Say such a thing“. Was für ein wunderbarer Groove und was diese Stimmen wunderbar zusammenfärben wie ein sehr starker Bourbon, direkt aus einem Eichenfass. Und dann ist da noch dieses heulende Gitarrensolo. Ultimativer Genuss. Warum kommen diese beiden Größen erst jetzt zusammen?

Die Ballade „Gone so Soon“ verursacht bei mir Gänsehaut an Stellen, an denen ich sie schon lange nicht mehr hatte. Wie ein paar einfache Klavierakkorde in einer ziemlich obligatorischen Abfolge zu etwas phänomenal Schönem führen können. Diese dunkle Stimme von Mellencamp, die zweite Stimme einer Frau darüber. Und dann. Eine Trompete vom Himmel. Ist Chet Baker nicht doch tot? Mein Atem stockt bei so viel Schönheit, schließe die Augen und genieße.
Auf diesem Album gibt es keinen schlechten Song. Alle Tracks spielen auf dem gleichen höchsten Niveau. Mellencamp hat eine Mannschaft mit ausschließlich punktenden Stürmern aufgestellt.

Aber wenn man mit einem Song wie „A life full of Rain“ schließt, wieder ein Duett mit Springsteen, dann hat man sich das Beste zum Schluss aufgehoben. „Heartwrenching“ ist das Gitarrensolo, wie es sich gehört. Es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn dieses Album, besonders in den USA, für einen Grammy Award nominiert wird.Mit diesem Album liefert Mellencamp sein bestes Werk seit Jahrzehnten ab, vielleicht sogar das beste Album seiner gesamten Karriere.Hat das Album also eine 9 verdient? Das hat das Album eigentlich verdient, aber ich habe eben die harte Bedingung, dass ein Album wahnsinnig gut produziert und gespielt sein muss, mit erstklassigem Songmaterial, es muss auch innovativ sein.Das Album ist nicht innovativ, also keine 9, aber etwas besseres habe ich dieses Jahr noch nicht gehört, belassen wir es dabei (8/10) (Republik Records)

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