Ben E King – Supernatural Soul

Seit Vinyl auf dem Vormarsch ist, ist es auch immer mehr zum Bon Ton geworden, alte Veröffentlichungen aus der Vergessenheit zu holen oder Compilation-Alben zu veröffentlichen. Normalerweise bekommt das Vinyl eine schöne Farbe, ein Interview wird gepresst oder eine Demoversion eines Hits, und dann kann die Vermarktung für ein weiteres „Sammlerstück“ beginnen. Mein Schrank ist jetzt voll davon und sie werden leider nicht viel gespielt. Das Original ist etwas, das man immer wieder abspielt, als hätte es gegenüber den aktuellen technischen Möglichkeiten oft nachweisbare technische Mängel. Ben E. King hat sich mit seinem Klassiker „Stand by me“ von 1961, der von unzähligen Künstlern gecovert wurde, einen Platz im kollektiven Gedächtnis gesichert. „Supernatural Soul“ heißt die neue Compilation, die ein bisschen mehr klingt als nur ein Compilation-Album, inspiriert von „Supernatural“ aus dem Jahr 1975.

Die Künstler wurden gebeten, einige der Original-Songs als Duett aufzunehmen, und der Rest wurde neu aufgenommen. Einige Detektivarbeit bringt schließlich das Wissen hervor, dass Kings Stimme 1996 neu aufgenommen wurde. Diese Aufnahmen wurden nun zu den Originalaufnahmen hinzugefügt, die neu abgemischt und gemastert wurden. In der Tat ein hervorragendes Projekt, wenn man bedenkt, dass die ursprünglichen Vocals 35 Jahre früher aufgenommen wurden.

Der erste Track des Albums ist der beste. Eine neue Version von „Stand by Me“. Kings Stimme war 1996 noch großartig, etwas voller, sogar besser als das Original. Diese Version ist ein Duett mit der Soulsängerin Bette Smith geworden, die ebenfalls beim Cleopatra-Label unter Vertrag steht, also gut für die Vermarktung ihrer Musik. Smith bringt den Song mit ihrer rauen, rauchigen Stimme auf die nächste Stufe. Auch das Gitarrensolo von Blueskatze Ronnie Earl passt wunderbar in diese 2022er Version des Uraltklassikers. Gut erledigt!

„Supernatural Thing, Part I“ wird durch die Mitwirkung von Bootsy Collins also ziemlich aufgepimpt. Der Bass ist so viel schwerer, der Mix ist zeitgemäß, und das klingt absolut großartig. Habe diesen Song in dieser Version zum Beispiel von Eric Burton von den Black Pumas vorgetragen und er hat Hitpotential.

Die musikalisch interessanteste Zusammenarbeit auf dem Album ist die neue Version von „Spanish Harlem“ mit dem spanischen Flamenco-Großmeister Rafael Riqueni an der Gitarre. Was für eine originelle und gut gefundene Kombination. Wunderbar leicht tanzt Riquenis Gitarre durch die einfache Akkordfolge, die wir alle so gut kennen und mit der Hunderte von Hits gemacht wurden. Mit Riqueni wird es wieder lebendig.

Außerdem gibt es ein nettes Medley mit alten Drifters-Songs. King war zu Beginn seiner Karriere einer der ursprünglichen Drifter. Doch dieses Material ist zu nostalgisch, um für eine Wiederveröffentlichung wie diese interessant zu sein. Es fügt nichts anderes hinzu. Diese Zusammenstellung macht mehr Spaß als viele andere, vor allem wegen der Tracks mit den Gastmusikern, die viele überraschen werden. So nett und interessant genug, um Fans des Genres und dieser Musikperiode zu kaufen. Wenn sie es gewollt und gewagt hätten, das ganze Album so zu machen, was eine beträchtliche Investition gekostet hätte, hätte es wirklich Spaß gemacht. Leider hat sich die Plattenfirma das nicht getraut. (7/10) (Golden Lane/Cleopatra)

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