Übersicht über die Albumrezensionen: Karol G, Van Morrison und mehr
|Jede Woche treffen Dutzende neuer Alben in der Redaktion von Maxazine ein. Viel zu viele, um sie alle anzuhören, geschweige denn zu rezensieren. Eine Rezension jeden Tag bedeutet, dass zu viele Alben zurückbleiben. Und das ist eine Schande. Deshalb veröffentlichen wir heute eine Übersicht der Alben, die in Kurzrezensionen in der Redaktion eintreffen.
Alcàntara – Tamam Shud
Alcàntara ist eine Progressive/Psychedelic-Rock-Band aus Italien. Der persische Albumtitel “Tamam Shud” bedeutet: es ist vorbei. Die Texte werden sowohl auf Englisch als auch auf Italienisch gesungen. Mit ganzen drei Gitarristen hört man viel schönes Gitarrenspiel. Stellenweise kommt auch der Bass deutlich zur Geltung. Das Schlagzeugspiel ist überall mit der Musik im Einklang. Drei der sechs Stücke enthalten Keyboard-/Orgelspiel. Das Violinspiel in “Wodwo/Vertigo” (dem letzten Stück) bildet eine Einheit mit dem Ganzen. Es gibt wunderschöne minimalistische und/oder psychedelische Teile, die in die Lieder eingewoben sind. Gelegentlich hört man Finger über Gitarrensaiten gleiten. In einigen Stücken wurden gesampelte Klänge hinzugefügt, die im Verhältnis zur Musik recht leise sind. Der Übergang vom Sampling zur Musik verläuft nicht überall natürlich. Außerdem sind die Schichten und Details in der Musik schön ausbalanciert und gut über die Kopfhörer verteilt. Gelegentlich ist der Gesang gestapelt, dies wurde offensichtlich mit Sorgfalt gemacht. Die meisten Änderungen in Tempo und Lautstärke verlaufen ziemlich allmählich. “Tamam Shud” ist ein Album mit einem angenehmen, recht ruhigen Flow. (Esther Kessel-Tamerus) (7/10) (Eigenproduktion)
Calum Hood – ORDER chaos ORDER
Calum Hood lebte immer etwas im Schatten seiner 5 Seconds Of Summer-Bandkollegen, aber mit “ORDER chaos ORDER” bekommt er endlich die Chance zu zeigen, wer er wirklich ist. Und was stellt sich heraus? Dieser stille Bassist hat viel mehr zu erzählen, als man erwarten würde. Das Album beginnt sofort ehrlich mit “Don’t Forget You Love Me”, wo Hood über seine dunkelsten Momente singt, während fröhliche Gitarren um sie herum tanzen. Es klingt widersprüchlich, aber funktioniert perfekt. Auch “Call Me When You Know Better” spielt mit diesen Kontrasten; computerspielhaft klingende Synthesizer unter Texten über eine komplizierte Beziehung. Aber Hood glänzt erst richtig, wenn er sich Zeit für seine Geschichten nimmt. “Sunsetter” überrascht mit Shoegaze-Einflüssen, die man nicht kommen sah, während “All My Affection” so zärtlich ist, dass man fast vergisst, dass dies derselbe Mann ist, der früher “She Looks So Perfect” vor ausverkauften Stadien spielte. Durch die zehn Tracks entdeckt man einen Künstler, der keine Angst davor hat, verletzlich zu sein. “ORDER chaos ORDER” fühlt sich wie das Tagebuch an, das Hood endlich zu teilen wagt. Manchmal unordentlich, aber immer aufrichtig und überraschend reif. Ein schönes Solo-Debüt. (William Brown) (7/10) (EMI)
Karol G – Tropicoqueta
Nach ihrem historischen Grammy-Gewinn und Nummer-1-Hit in den Billboard 200 zeigt Karol G mit “Tropicoqueta”, dass sie mehr ist als nur Reggaeton. Dieses fünfte Studioalbum ist ein Liebesbrief an Lateinamerika, mit 20 Tracks, die verschiedene Musikstile erkunden. Von kolumbianischem Vallenato bis zu dominikanischem Merengue und kubanischem Mambo – Karol G bewegt sich mühelos durch alle Genres. Besonders auffällig ist, dass 90% des Albums mit echten Instrumenten aufgenommen wurde, was einen warmen, organischen Sound liefert. Produzent Edgar Barrera und sogar Pharrell Williams helfen ihr bei dieser musikalischen Reise. Höhepunkte sind “Si Antes Te Hubiera Conocido”, ein Merengue, der 30 Wochen auf Platz 1 stand, und das von Pharrell produzierte “Ivonny Bonita”. “Verano Rosa”, ihre Zusammenarbeit mit Freund Feid, zeigt ihre sanftere Seite. Mit Tracks wie “Latina Foreva” ehrt sie auch ihre Reggaeton-Wurzeln. Das Album ist mit seinen 58 Minuten vielleicht etwas lang, und nicht alle 20 Tracks sind gleich stark. Aber “Tropicoqueta” beweist, dass Karol G sich von der Reggaeton-Königin zur weltweiten Lateinamerikanischen Musik-Botschafterin entwickelt hat. Eine gelungene Nachfolge, die kulturelle Authentizität mit moderner Produktion verbindet. (Jan Vranken) (8/10) (Bichota Records)
Van Morrison – Remembering Now
Nach zwei Coveralben kehrt Van Morrison mit Originalmaterial auf “Remembering Now” zurück, einer Platte, die alle vertrauten Morrison-Zutaten ohne Überraschungen enthält. Der 78-jährige irische Troubadour tut, was er am besten kann: Soul, Jazz und Folk zu seinem charakteristischen mystischen Sound verschmelzen. Der Opener “Down To Joy”, zuvor in Kenneth Branaghs “Belfast” zu hören, setzt sofort den Ton mit seinem gospelartigen Big-Band-Arrangement. Es ist klassischer Morrison: spirituell, aufbauend und getragen von dieser unverwechselbaren Stimme. “Haven’t Lost My Sense Of Wonder” zeigt seine spielerische Seite, während “Once In A Lifetime Feelings” die romantische Saite anschlägt, die wir von “Someone Like You” kennen. Seine feste Band seit 2019 – Richard Dunn, Stuart McIlroy, Pete Hurley und Colin Griffin – sorgt für den vertrauten Groove, ergänzt durch Streicher von Fiachra Trench. Gastbeiträge von Don Black und Seth Lakeman fügen Farbe hinzu, ohne die Morrison-Ästhetik zu stören. “Remembering Now” markiert eine willkommene Rückkehr zu Morrisons spirituellem Kern nach Jahren politischer Ausflüge. Das Album hat seine schwachen Momente – einige Tracks fühlen sich wie Füllmaterial an und die 63-minütige Spielzeit hätte gekürzt werden können. Dennoch überwiegen die Höhepunkte, besonders in der zweiten Hälfte, wo Morrison seine zeitlose Magie wiederfindet. Dies ist kein Meisterwerk, aber Morrison in Bestform seit Jahren. Ein Album, das seinem Vermächtnis Ehre macht, ohne bahnbrechend zu sein. (Anton Dupont) (7/10) (Exile)
Che Noir – The Color Chocolate 2
Mit “The Color Chocolate 2” zeigt Che Noir aus Buffalo, warum sie eine der interessantesten Stimmen im Underground-Hip-Hop ist. Diese acht Tracks umfassende EP ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ersten Teil, besonders in Bezug auf Produktion und Konsistenz. Das Album atmet den Geist des East Coast Rap der Neunziger, mit vielen Boom-Bap-Beats, die Che Noir größtenteils selbst produziert hat. Dies zeigt ihre Vielseitigkeit sowohl als Rapperin als auch als Produzentin. Die Zusammenarbeiten mit eLZhi bei “Who’s the Greatest?” und Evidence bei “Blink Twice” sind absolute Höhepunkte, die dem Album zusätzliche Tiefe verleihen. Textlich bleibt Che Noir ihren kraftvollen Geschichten über das Leben als junge schwarze Frau in Amerika treu. Themen wie Black Excellence und authentische Straßengeschichten bekommen einen prominenten Platz, ohne jemals forciert zu klingen. Tracks wie “Buy vs. Sell” zeigen perfekt ihre Storytelling-Qualitäten. “The Color Chocolate 2” ist eine starke Demonstration künstlerischen Wachstums. Für Liebhaber echten Underground-Hip-Hops ist dies eine Empfehlung, die zeigt, dass Che Noir ihren Platz im Genre mehr als verdient. (Elodie Renard) (8/10) (Poetic Movement Inc)